Nachdem feststand, dass ich kein ganzes Jahr nach Amerika in die High School gehen würde, um in Deutschland die Klasse nicht wiederholen zu müssen, einigten sich meine Eltern und ich relativ schnell auf einen dreimonatigen Sprachschulaufenthalt von Juni bis September 2012.
Aufgrund der guten Erfahrungen, die Freunde von mir zuvor schon mit iSt gemacht hatten, durchstöberte ich deren Homepage und entschied mich schlussendlich für die Stadt San Francisco an der US-amerikanischen Westküste. Die Kooperation mit iSt bezüglich der Buchung verlief ohne Probleme und bei Fragen wurde mir jederzeit gerne und schnell Auskunft gegeben. Wir mussten uns nur um den Reisepass, den Fragebogen zur Einreise in die USA, die Bezahlung und das Packen des Koffers kümmern.
Wie immer vor großen Reisen verging die Zeit rasend schnell und schon bald stand die Abreise bevor. Der Abschied von Freunden und Familie viel natürlich schwer, aber der positive Ausblick auf das bevorstehende Abenteuer überwog, als ich in den Flieger stieg.
Den Flug hatten wir übrigens selbstständig gebucht und war gleich mal verspätet. Dass ich schließlich nach zermürbenden 23 Stunden Reise und damit fünf Stunden später als geplant um Mitternacht in San Francisco ankam, stellte für meine Gasteltern zum Glück kein Problem dar. Sie empfingen mich freundlich, zeigten mir das ganz Haus und boten mir sogar noch Essen an – ich fiel aber gleich hundemüde ins Bett.
Als ich mittags aufwachte, stand das Frühstück schon bereit und ich lernte sowohl die Kinder meiner Gasteltern und deren Katze, als auch vier weitere Gastschüler kennen und sah meine russische Zimmernachbarin das erste Mal bei Tageslicht – sie schlief allerdings fast den ganzen Tag aufgrund des Jetlags, der mich, „dank“ meiner schlaflosen Reise, fast nicht beeinträchtigte.
Mit einem der Gastschüler, einem Türken, der ebenfalls erst am Vortag angekommen war, machte ich mich per Metro auf den 20-minütigen Weg nach Downtown/San Francisco, um unsere Sprachschule „Kaplan International Centers“ zu suchen.
Dieses Unternehmen war von Erfolg gekrönt, da Kaplan wirklich total zentral, nur einige Meter von der Metrostation entfernt, liegt. Am nächsten Tag ging es dann das erste Mal regulär in die Schule, in der wir zunächst einen Multiple-Choice-Einstufungstest absolvieren mussten, um in ein geeignetes Level und somit eine unseren Englischkenntnissen angemessene Klasse eingeteilt werden zu können. Anschließend wurden uns die ganze wirklich moderne Schule und deren Umgebung gezeigt. Die wichtigsten Ansprechpersonen stellten sich und die Stadt (Transportmittel, Unternehmungsmöglichkeiten, Gefahren,...) vor und wir bekamen unsere Stundenpläne ausgehändigt.
Kaplans Stundensystem ist in Morgen- und Nachmittagsklassen aufgeteilt, wobei erste um 8.30 Uhr und zweite um 14 Uhr beginnen. Besucht man wie ich einen Vacation English Kurs, dauert der Unterricht am Tag vier Stunden. Da ich in eine Morgenklasse eingeteilt war, welche ich auch präferierte, stand mir also ab zwölf Uhr der Tag zur Erkundung San Franciscos zur Verfügung. Wer lieber am Nachmittag zur Schule ging konnte aber auch leicht zu Wochenbeginn in eine andere Klasse seines Levels wechseln. Zu Beginn teilten sich nach zwölf Uhr alle Neulinge, die den Unterricht bereits beendet hatten, in kleinere Grüppchen auf und zogen gemeinsam durch die Stadt. Dies war natürlich keine Pflicht, sondern ergab sich zufällig. Auf diesem Weg lernte ich auch die meisten meiner Freunde kennen. Später kamen dann neben meinen Gastgeschwistern noch einige meiner Klassenkameraden und schließlich auch Leute aus ganz anderen Klassen hinzu. Da San Francisco unheimlich viel zu bieten hat, wurde uns nie langweilig. Wir spazierten über die Golden Gate Bridge ins beschauliche Sausalito, besichtigten die Gefängnisinsel Alcatraz, fuhren mit den historischen Cable Cars, bestaunten die Stadt von den Twin Peaks und vom Coit Tower aus, schlenderten durch Fisherman's Wharf, Castro und Haight/Ashbury, picknickten am Alamo Square oder im Mission Dolores Park, verfolgten sowohl Spiele der San Franciscos „49ers“ (American Football), als auch der Giants (Baseball), gingen auf der Market Street und rund um den Union Square shoppen und sahen uns bei Regen im Kino gemeinsam Filme an.
An den Wochenenden reichte die Zeit sogar für Ausflüge zu den Universitäten von Stanford und Berkeley, sowie nach Oakland und selbst nach Los Angeles.
Auch die Schule setzte mit ihrem freiwilligen Freizeitprogramm immer wieder Highlights, wenn wir beispielsweise gemeinsam am Ocean Beach grillten, eine waschechte amerikanische Prom-Party auf einem Boot feierten oder aufgrund der Fußballeuropameisterschaft ein Fußballturnier veranstaltet wurde. Dabei erwiesen sich alle Lehrer bei der Mitgestaltung von Plänen als absolut kompetent und gaben nicht selten eigene Tipps preis. Und auch wir Schüler tauschten uns natürlich aus, erklärten einander Wege und sammelten Empfehlungen für preiswerte, gute Restaurants. Auch meine Gasteltern halfen mir beispielsweise bei der Beschaffung eines Metroabonnements oder beim Herausfinden der eintrittskostenfreien Tage zahlreicher Museen. Allerdings hatte ich mit ihnen nicht annähernd so viel Kontakt wie ich es vor meiner Abreise erwartet hatte.
Meine Gastgeschwister und ich hatten kaum einschränkende Regeln, weshalb wir morgens früh das Haus verließen, um in die Schule zu gehen und oft erst abends wieder zurückkehrten, wo immer die Möglichkeit bestand, noch Essen in der Mikrowelle aufzuwärmen.Da meine Gasteltern russische Einwanderer waren, war ihr Englisch stellenweise ebenfalls nicht perfekt – Gespräche mit meinen Freunden hatten also den gleichen Lerneffekt. Meine Englischkenntnisse entwickelten sich in den Wochen dank des strukturierten Unterrichts in der Schule und den vielen Gesprächen mit meinen Freunden übrigens merklich. Es fiel mir von Tag zu Tag leichter flüssig, mit umfangreichem Wortschatz und grammatikalisch sicher zu sprechen und zu schreiben.
Ich war zwar vor meinem Aufenthalt nie schlecht in Englisch, kann rückblickend aber dennoch eine deutliche Entwicklung, besonders Wortschatz und amerikanischen Akzent betreffend, ausmachen. Und dank der vielen Freundschaften, die ich mit Leuten aus der ganzen Welt geknüpft habe, bieten sich mir auch jetzt noch zahlreiche Gelegenheiten mein Englisch anzuwenden. Ob über soziale Netzwerke, Mails, WhatsApp oder sogar persönliche Treffen (bereits drei Freunde habe ich seitdem besucht) – wir bleiben in Kontakt und träumen der unglaublichen Zeit, die wir gemeinsam in San Francisco erleben durften hinterher. Amerika lehrte uns Multikulturalität und Offenheit, ließ uns einen ganz anderen „Lifestyle“, wie man ihn sonst nur aus Filmen kennt, erleben, leckere Speisen (vor allem Süßigkeiten) probieren und mindestens eine der populärsten und wundervollsten Städte der Welt kennenlernen. Seitdem kann ich es kaum erwarten nach San Francisco zurückzukehren, denn der Abschied von dort vor meiner Rückkehr nach Deutschland viel mir bedeutend schwerer, als die heimischen Gefilde zu verlassen.
- Sebastian Birr
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Sebastian Birr
Mein Name ist Sebastian, ich bin 17 Jahre alt und nahm vom 19.07. bis 09.08. an einer individuellen Sprachreise von iSt…