Unmittelbar nach Abschluss meiner schriftlichen Abiturprüfungen entschloss ich mich, für einen „Urlaubssprachkurs“ in die USA zu reisen. Ich hatte mich bereits einige Monate zuvor über
Sprachreisen in verschiedenste Länder von diversen Sprachreiseveranstaltern informiert. Zur Vorbereitung auf ein Studium im englischsprachigen Ausland entschied ich mich letztendlich für einen drei-wöchigen
Sprachkurs in den USA. Die Wahl fiel dabei schnell auf San Francisco, da diese in diversen Internetforen als die sehenswerte Stadt der Vereinigten Staaten angepriesen wurde, wobei ein Vergleich mit anderen amerikanischen Großstädten aufgrund der besonderen Lebensart und (Hippie-)Kultur San Franciscos ohnehin kaum möglich sei. Dementsprechend groß war auch die Vorfreude bis es Mitte Mai dann endlich so weit war. Es ging von Hamburg über Frankfurt direkt an die Westküste Kaliforniens. Die Anspannung ließ Zeit und Müdigkeit problemlos „verfliegen“. In der Gastfamilie angekommen waren jegliche Nervosität und bis dahin unerfüllte Erwartungen verschwunden. Ich wurde herzlich von meinen beiden etwas älteren Gasteltern empfangen und über mögliche Aktivitäten in der näheren Umgebung („Sunset District“) aufgeklärt. Ich hatte mich für die Unterkunft in einer Gastfamilie entschieden, um so möglichst schnell mit Gleichgesinnten und Mitstudenten in Kontakt zu kommen. Jedoch nagten zunächst noch die Anstrengungen der Anreise sowie die enorme Zeitverschiebung an meinen Nerven und so musste das erste Kennenlernen auf den nächsten Morgen verschoben werden. Doch gleich beim Frühstück stellte ich fest, dass neben mir 4 weitere Studentinnen in der Gastfamilie wohnten: 3 Koreanerinnen (eine besonders in San Francisco unverhältnismäßig stark vertretene Nation) sowie eine Brasilianerin. Glücklicherweise war eine der Koreanerinnen auch gerade am Vorabend erst angekommen und so konnten wir den ersten Tag in der
Sprachschule direkt gemeinsam angehen Der Begrüßungstag war ein reiner Erfolg! Neben uns wurden 15 weitere Schüler an diesem Tag willkommen geheißen. Wir lernten uns alle sehr schnell kenne, tauschten Kontakte aus und verabredeten uns auch Wochen später noch zum Essen, shoppen oder Sightseeing. Und wenn es nur zum kurzen Gespräch auf dem Schulflur reichte – eine tolle Erfahrung war es allemal! Den Nachmittag nach dem Einstellungstest verbrachte ich mit meinen „Housemates“ im Einkaufszentrum. Denn wie wohl alle Neuankömmlinge hatte auch ich den Fehler gemacht, San Francisco mit Kalifornien und damit direkt Sommer & Sonne pur in Verbindung zu bringen. So musste ich mich zunächst mit langen Hosen eindecken, da meine eigenen im sommerlich-heißen Deutschland zurückgeblieben waren. Also als Tipp: San Francisco wäre warm, wenn der Wind nicht wäre. Ein paar Meilen weiter ins Landesinnere und es kann mehr als 10°C wärmer sein. Jacken und lange Hosen als Empfehlung sind also kein Scherz! ;) Dennoch oder zum Teil gerade wegen des Windes ist San Francisco eine unglaublich interessante und einzigartige Stadt: eine Stadt mit Identität, keine amerikanische 08-15 City. Und so erlebte ich hier die schönsten 3 Wochen meines Lebens. Ihr werdet diesen Satz vermutlich nicht zum ersten Mal lesen, und das nicht ohne Grund. Etwas Offenheit gegenüber anderen Menschen und man lernt jeden Tag mindestens 5 neue Leute aus den unterschiedlichsten Ländern kennen, wird auf Partys und Geburtstage eingeladen und findet immer irgendwen, mit dem man die Umgebung erkunden kann. Ich persönlich habe Alcatraz besucht, bin mit dem Rad über die Golden Gate Bridge bis nach Sausalito gefahren, habe ein echtes amerikanisches Baseball Game gesehen (ein Muss für alle SF Sprachreisende & ganz anders als Fußball!) und verbrachte ein Wochenende mit Freunden in Los Angeles, Santa Monica & Santa Barbara. Insgesamt somit eine rundum gelungene Sprachreise! Mit meiner Gastfamilie hatte ich in dieser Zeit allerdings nicht sehr viel zu tun, was mir jedoch ein gewisses Maß an Freiraum und Eigenständigkeit bot. So konnte ich kommen, gehen, essen und schlafen wann ich wollte. Das Essen war übrigens klasse. Sehr international und abwechslungsreich – und wenn man besondere Wünsche hat, werden die auch gerne entgegen genommen. Auch der Unterricht ist gut vorbereitet und unterhaltsam. Im Wesentlichen lernt man die Sprache jedoch im Kontakt mit anderen Austauschschülern oder ganz einfach „auf der Straße“. Gerade wenn man sein Abitur abgeschlossen hat und bis zu 7 Jahren in Englisch unterrichtet wurde, hilft einfache Übung durch Konversation mehr als pure Grammatik und Auswendiglernen, um die Sprachkenntnisse weiter auszubauen. Zum Schluss also der wohl wichtigste Aspekt: Haben sich meine Sprachkenntnisse in den 3 Wochen merklich verbessert? Ja, auf jeden Fall. Auch wenn daran während meines Aufenthaltes noch heftig gezweifelt hatte. Man verbringt eben den Großteil der Zeit mit anderen „Englischlernenden“ und spricht dabei anderes, vor allem einfacheres Englisch, als man vielleicht könnte. Spätestens auf dem Rückflug im Gespräch mit einer Gruppe waschechter Amerikaner habe ich jedoch gemerkt, dass ich mich deutlich besser und intuitiver auszudrücken wusste – und das ist es, was eine Sprache ausmacht. Nehmt euch also die Zeit nach dem Abi oder während des Studiums und lernt eine Sprache im Ausland. Die Erfahrungen, die ich in dieser Zeit sammeln konnte, wollte ich nicht mehr missen müssen. Ein wertvoller Nebenaspekt einer Sprachreise sind natürlich auch die Kontakte auf der ganzen Welt: Eine Einladung zum Karneval nach Rio erhält man eben nicht alle Tage – und schon gar nicht in der Volkshochschule. ;)