Schon immer träumte ich davon, einmal nach Kanada zu kommen. Nachdem ich mein Abitur erfolgreich bestanden hatte, schenkten mir meine Eltern und Großeltern schließlich eine Reise in dieses Land und ich konnte meinen Traum verwirklichen. Warum ich gerade Vancouver wählte, kann ich im Nachhinein nicht mehr sagen; mir gefiel einfach die Ankündigung auf der iST-Internetseite und somit buchte ich eine Reise in diese Millionenstadt an der Westküste Kanadas - eine Entscheidung, die ich nie bereut habe. Mitte Juli startete ich von Leipzig aus Richtung Frankfurt, stieg dort um und flog dann fast zehn lange Stunden quer über den Atlantik und ganz Kanada, bis ich schließlich auf dem riesigen Flughafen Vancouvers ankam, wo mich mein Gastvater bereits geduldig erwartete. Von dort aus fuhren wir nach Burnaby, wo meine Gastfamilie wohnte. Während der Fahrt erfuhr ich bereits einiges über die Familie und Vancouver, wobei ich sehr froh war, dass ich alles einwandfrei verstand - vor meiner Reise hatte ich nämlich einige Bedenken gehabt, dass die Kanadier vielleicht einen schwer verständlich Akzent haben; dies war aber ganz und gar nicht der Fall. "Zu Hause" angekommen begrüßte mich der Rest meiner Gastfamilie: die Mutter und die zwei kleinen Töchter (sechs und neun Jahre). Bereits nach den ersten Minuten war ich mir sicher, dass ich eine tolle Gastfamilie bekommen hatte, eine Erkenntnis, die sich während meiner Reise viele Male bestätigte. Sie waren super freundlich und unternahmen sehr viel mit mir: gleich an diesem Tag zeigten sie mir noch den Weg zur Schule, am nächsten Tag fuhren wir gemeinsam zum Strand und sogar zu ihrem dreitägigen Campingausflug wurde ich mitgenommen (bei dem wir Marshmellows über dem Lagerfeuer rösteten...) Am Montag war mein erster Schultag, an dem ein Einstufungstest geschrieben wurde und man seine Kurse wählen konnte (ich nahm Communication). Außerdem wurde man mit allerlei organisatorischen Dingen bezüglich Schule, Freizeit, Gastfamilie etc. bekannt gemacht und nahm an einer kleinen Stadtführung teil. Am nächsten Tag startete der eigentliche Schulalltag und ich lernte meine neue Klasse kennen. Diese war einfach super. Sie bestand aus zwei Schülern aus Korea, zwei aus Taiwan, zwei aus Brasilien, einer Japanerin, einer Mexikanerin, einem Italiener, einem Türken, einer Franzosin und mir - war also international. Somit machte der Unterricht sehr viel Spaß, weil wir oft über die unterschiedlichen Sitten und Bräuche unserer Herkunftsländer sprachen und ich dadurch sehr viel Neues erfuhr. Auch ansonsten darf man sich den Unterricht keineswegs langweilig vorstellen; unsere Lehrerin versuchte, ihn so abwechslungsreich wie möglich zu gestalten, z.B. bastelten wir einmal indianische Traumfänger. Auch die Nachmittage in Vancouver waren toll. Entweder nahm ich an von der Schule angebotenen Aktivitäten teil z.B. einer Wanderung im Lighthouse Park, Segeln, einem Ausflug zur Capilano Suspension Bridge und Grouse Mountain oder ich nahm die Gestaltung meines Nachmittages selbst in die Hand. Dabei verbrachte ich sehr viele Tage im Stanley Park, einem riesigen Park nahe Downtown Vancouver, in dem man entweder nur herumlaufen oder -sitzen kann (und z.B. schwarze Eichhörnchen sieht) oder per Fahrrad oder Inline-Skates den malerischen Weg am Wasser entlangrollt. Auch ansonsten hat Vancouver sehr viel zu bieten und Langeweile muss ein Fremdwort bleiben. Zusammenfassend kann ich sagen, dass mein Aufenthalt in Kanada klasse war (und viel zu kurz) - das Land ist einfach beeindruckend. Besonders faszinierte mich die kulturelle Vielfalt in Vancouver: Europäer, Asiaten, Südamerikaner - alle leben in einer Stadt zusammen und es scheint keinerlei Probleme zu geben. Natürlich waren zunächst viele Dinge anders als in Deutschland. So z.B. musste ich mich erst sehr daran gewöhnen, immer bereits um sechs Uhr ein warmes Abendbrot zu essen; meine Gastfamilie konnte es fast nicht glauben, dass ich normalerweise immer erst um halb acht esse. Mit der Peanut Butter zum Frühstüch konnte ich mich leider nicht richtig anfreunden; dafür aber mit der Eigenheit, statt Butter Senf unter Wurst und Käse zu essen. Des Weiteren war ich von der Aufgeschlossenheit und Freundlichkeit der Kanadier beeindruckt; da können wir Deutschen noch viel lernen. Ebenfalls interessant war es, dass in Kanada alles zweisprachig ist; auf Lebensmitteln z.B. findet man die Beschriftungen immer doppelt - einmal in Englisch und einmal in Französisch. Natürlich kam es auch zu ein paar peinlichen Situationen. So z.B. hielt ich die große Rasenfläche nahe des Hauses meiner Gastfamilie immer für einen Park oder einen Golfplatz, bis ich ihn mir eines Tages näher anschaute und entdeckte, dass überall verstreut kleine Platten lagen - es war ein Friedhof :-) (er sah für mich eben sehr ungewohnt aus...) Mein abschließender Eindruck: Alles ist viel größer als in Deutschland - nicht nur die Gebäude, Straßen und Einkaufszentren (die Regale waren drei Mal so lang wie hier mit hunderten von verschiedenen Produkten), sondern auch die Lebensmittel und deren Verpackungen. So z.B. kaufte meine Gastfamilie die Milch immer in Behältern, die mich sehr an die Gefäße erinnern, in denen wir unser destilliertes Wasser aufbewahren. Ein Tip zum Abschluss: Wer nach Vancouver kommt, sollte unbedingt die Fruit Explosion Muffins von Tim Horrison's probieren - ich vermisse sie schon jetzt!