Mir wurde mehrmals jährlich von den unterschiedlichsten Leuten ans Herz gelegt, mich doch für ein Auslandjahr zu entscheiden, was für so gut wie jeden eine unheimlich tolle Erfahrung gewesen war und für mich ein Punkt der Ignoranz. Ich konnte mich an den Gedanken nie recht gewöhnen, sechs oder gar zwölf Monate in einem fremden Land mit einer mehr oder weniger fremden Sprache zurechtzukommen. Noch dazu allein. Doch da gab es diesen Traum. Kanada. Und wie der Zufall, oder besser gesagt das Arrangement meiner Eltern, so will, kam es zu einem überraschenden Einverständnis mit einer Freundin, doch nur einen Monat das Heimatland zu verlassen um die schulischen Englischkenntnisse ein wenig aufzufrischen. Meiner Begeisterung hielt sich bis zu dem Augenblick in Grenzen, als wir uns auf Toronto, einigten und ich meinen Traum mit etwas Nützlichem verbinden konnte. Nach langen Monaten der ruhelosen Vorfreude und Informationsaustausch mit iST standen meine Freundin Steffi und ich am 27.06.nun beide auf dem Tegeler Flughafen, bereit unseren Pass zu zeigen und die Reise anzutreten.
Die Flugstunden vergingen dank guter Aussichten, Essen und Filmen, nun ja, eben wie im Flug und schon waren wir da, im Land des Ahornblattes.
Abgeholt wurden wir von unsere Gastmama, die uns samt Koffer zu ihrem unheimlich süßen Häuschen im Osten der Stadt fuhr, vorbei an weiß roten Flaggen, Wolkenkratzern und dem CN-Tower, immer entlang des Ontariosees. Die anfänglichen steifen Sätze in Englisch wurden zunehmend lockerer und es brauchte nicht lange um zu erkennen, was für ein Glück wir mit unserer sympathischen Gastmutter hatten. In ihrem Haus mit Hund, Katze und Garten wohnte noch eine nette, japanische Studentin, deren Aufenthalt jedoch glatte elf Monate mehr betrug. Wir bekamen ein eigenes Zimmer mit großzügigem Doppelbett und niedlicher Einrichtung und schon am nächsten Tag war mein Zu Hause für die nächsten Wochen akzeptiert. Unsere Gastmutter verbrachte viel Zeit mit uns und half unserem Englisch ausdauernd auf die Sprünge. Uns wurde die Stadt und das ganze U-Bahn- und Bussysthem erklärt, was sich schon am nächsten Tag unserer Nutzung erfreuen konnte, da wir uns nach zwei dick bestrichenen Erdnussbuttertoasts auf in die Innenstadt machten, um dem Gay-Festival beizuwohnen. Ich wusste anfangs nicht ganz, von was ich mehr beeindruckt sein sollte, den schillernden Kostümen vor mir oder den riesigen Hochhäusern über und neben mir. Die Parade war unglaublich amüsant und sehenswert, von den gigantischen Bauten um uns herum ganz zu schweigen. Fakt ist, nach dem ersten ganzen Tag in Toronto, war das für mich die Stadt der Superlative. Nicht zu vergessen sei auch die enorme Freundlichkeit der Leute hier. Egal wo du steckst, wenn du in keine Konversation gerätst schenkt man dir mindestens ein Lächeln. Mit dem Unterricht in der International Language School of Canada ( kurz ILSC) ging’s dann am Montag los, beziehungsweise schrieben wir an unserem ersten Tag den Einstufungstest und wählten unsere drei Kurse, nach der passenden Einordnung in die Schwierigkeitsbereiche. Den Rest des Tages gab’s dann frei und eine weitere Stadtecke wurde unter die Lupe genommen. Der zweite, nun richtige, Unterrichtstag ließ mich meinen anfänglichen Ärger über die akzeptierte Bedingung, die Schule als Vollzeitstudent zu besuchen( was hieß von 9-16 Uhr inklusive einer Stunde Pause) schnell vergessen. Der Unterricht in meinen drei Kursen (Comunication 3h, Vocabulary1 ½ h und Listening 1 ½ h, später dann noch Conversation) war so anders und so viel schöner als ich es erwartet hatte, das ich jeden Tag mit voller Begeisterung den Schulweg antrat. Es ist ein tolles Gefühl, so viele Menschen aus unterschiedlichen Ländern dasselbe Ziel verfolgen zu sehen, sich kennen zu lernen, zu helfen und die Englische Sprache zu meistern. Koreaner, Japaner, Spanier, Brasilianer und Mexikaner unterschiedlichsten Alters waren es hauptsächlich, die mir in meiner Lernzeit über die Eigenarten der englischen Sprache Gesellschaft leisteten. Allesamt waren freundlich und zugänglich und es gab keinerlei Probleme neue Bekanntschaften zumachen. Meine Freundin sah ich, bedingt durch unsere unterschiedliche Kurswahl, nur in den Pausen, in denen wir weiter Englisch sprachen, da es von der Schule untersagt war, die Muttersprache anzuwenden. Sehr hilfreich übrigens. Der Unterricht war locker und sehr informativ. Man arbeitete und erarbeitete mit anderen zusammen die unterschiedlichsten Materialien und die Lehrer waren ausnahmslos freundlich und geduldig. Was kann man mehr erwarten?. Kurz: Ich habe Menschen aus Ländern kennen gelernt, denen ich sonst nie begegnet wäre. Habe viel über ihre Heimat erfahren und besonders( das muss gesagt werden) die Koreaner lieb gewonnen. Die Schulzeit in Toronto gab mir ein verbessertes Englisch und unvergesslich tolle Momente mit anderen Leuten mit. Zum Schulweg sei gesagt, dass wir ungefähr vierzig Minuten mit Subway und Bus zur Schule benötigten, was allerdings kein Problem war, da wir die täglich kostenlos erscheinende Zeitung( selbstverständlich in Englisch) lasen oder einheimischen Gesprächen lauschten. Toronto an sich wurde nie langweilig, da unter anderem fast täglich irgendwo ein Musikfestival stattfand. Wir haben in unserer kurzen Aufenthaltszeit unter anderem die Toronto- Islands (von denen man einen wunderbaren Sonnenuntergang hinter der Skyline beobachten kann), die Hockey Hall of Fame, das Eaton Center ( ich sage nur: Shoppen bis zum Umfallen) und selbstverständlich den bewundernswerten CN-Tower besichtigt. Natürlich haben wir auch unseren Spaßpegel mal so richtig hoch schlagen lassen, was mit zwei Besuchen in Canadas Wonderland erreicht wurde, indem wir unsere Mägen unter anderem auf die Tauglichkeit von zwanzig verschiedenen Achterbahnfahrten prüften. Natürlich sollte man, wenn man denn schon mal in Kanada ist, auch ein bisschen Wildlife mitnehmen. Also meldeten wir uns bei einer, in der Schule anbietenden, Reisegesellschaft für einen Tag durch den Algonquin Nationalpark an. Wir wurden durch die Landschaftsbilder geführt, die man von diesem Land erwartete. Kiefernwälder, Seen und Inseln. Wir besuchten ein Museum, wanderten durch die Wälder bis zu einer atemberaubenden Aussichtsplattform und paddelten zwei Stunden über einen echten kanadischen See. Zwar gab’s keinen Elch zu sehen, aber immerhin einen ausländischen( im Verhältnis zu unseren sehr großen) Hirsch und eine Schildkröte, von den Vogelarten ganz zu schweigen. Eine einmalige Erfahrung, die ebenso notwendig war wie unser Eintagestrip zu den Niagarafällen, die zwei Stunden entfernt ihre Wassermassen in die Tiefe schickten. Auch das sollte man im Leben nicht versäumt haben, mit blauem Regenmantel auf einem Boot dem beeindruckenden Naturspektakel entgegen. Das haut einen glatt um.
Viel zu schnell hieß es dann Abschied nehmen, E-Mailadressen austauschen und die letzten Bilder verschießen. Unsere allerletzte Mission war schließlich noch das Ausräumen der Souvenirshops, bevor wir leider Gottes wieder zum Flughafen zurückgebracht wurden und es hieß: Flug 0986 nach Berlin. Ich kann mit voller Begeisterung jedem empfehlen eine Reise in dieses wunderbare Land zu machen. Die Menschen dort sind so unglaublich freundlich und alles um sie herum ist mindestens genauso eindrucksvoll. Doch neben den persönlichen Erfahrungen ist natürlich noch die Verbesserung der Sprache zu erwähnen, die sich täglich gesteigert hat. Leute, wer immer euch rät eine Sprachreise zu machen, hört auf ihn, ich jedenfalls würde es jederzeit wieder tun.
Damit sei gesagt, danke iSt, das ihr mich auf diesen Weg gebracht habt!
- Sandra Hintermaier
- ·
Sandra Hintermaier
In meinen Sommerferien hatte ich die Gelegenheit eine 4 wöchige Sprachreise nach Toronto zu machen. Ich hatte mich für…