Als ich, die 18-jährige Vera, mich am Sonntagmorgen in den Flieger gesetzt habe, war ich etwas aufgeregt – es war meine erste Reise ganz allein, ohne Familie oder Freunde. Aber im Auto mit meiner Gastmutter auf dem Weg in mein „neues Heim“ verflog die Aufregung, weil ich mich erst einmal darauf konzentrieren musste, sie zu verstehen und ihr zu antworten. In der Wohnung angekommen hat sie mir alles gezeigt und mir anhand eines Stadtplanes die Lage der Wohnung und der
Sprachschule erklärt. Danach musste ich erst mal auf Nahrungssuche gehen, weil ich nur Frühstück gebucht hatte. Erfreut konnte ich feststellen, dass die Wohnung direkt am Bahnhof und damit nur 10 Minuten vom Stadtzentrum und der dort liegenden Schule entfernt war. Der Nase nach ging ich einfach mal drauf los und fand schnell ein paar schöne Plätze wie den „Place de la Comédie“ und einigen Parks. Schnell habe ich auch die Schule gefunden, damit ich am nächsten Tag keine Probleme damit haben würde. Am Montagmorgen in der Schule wurde ich mit meinen Mitschülern und der Lehrerin bekanntgemacht. Sie waren allerdings alle ein paar Jahre älter als ich. Der Unterricht war von Anfang an spannend und lustig und wurde mit Spielen wie dem „Subjonctif-Wettbewerb“ aufgepeppt. In der Pause und anschließend bei der Stadtführung nach dem Unterricht lernte ich noch viele andere Leute kennen. So fand sich recht schnell eine Gruppe von Deutschen, Spaniern, Österreichern und einer Tschechin zusammen, mit denen ich ab sofort alles unternommen habe. Wir haben die durchaus schöne Stadt erkundet, sind ans Meer gefahren und haben sogar einen Ausflug nach Avignon gemacht. Das Gute (aber auch Anstrengende) war, dass wir tatsächlich immer auf Französisch miteinander geredet haben, und nie aufs Englische ausgewichen sind. Ich glaube, da waren wir so ziemlich das einzige Grüppchen. An drei Nachmittagen hatte ich auch Unterricht, den Intensivkurs. Der hat mir leider nicht so viel gebracht. Es ging hauptsächlich darum, das Sprechen zu verbessern, wobei ich mit meinen neuen Freunden in der Freizeit um einiges mehr gesprochen habe als im Intensivkurs. Naja, macht nichts, ein paar Vokabeln sind durch den Kurs trotzdem dazugekommen. Da ich nur Frühstück gebucht hatte, habe ich meine Gastmutter nur selten zu Gesicht bekommen. Gefrühstückt habe ich alleine, also haben wir nur ab und zu ein paar Sätze gewechselt. Das war sehr schade, weil meine Gastmutter echt nett war! Daher würde ich jedem, der auch in einer Gastfamilie wohnen möchte, empfehlen, Halbpension zu buchen. Eine echte französische warme Mahlzeit am Abend und ein nettes Gespräch können schließlich nicht schaden. Am Freitag war dann auch schon mein letzter Abend. Jeden Freitag gibt es in Montpellier ein Weinfest, „Les Estivals“, bei dem es reichlich zu essen und zu trinken gibt. Da habe ich mich nochmal mit vielen anderen Schülern getroffen, geredet und den guten Wein getrunken. Ein gelungener Abschluss für eine gelungene Woche! Ich war traurig, nach einer Woche schon wieder gehen zu müssen – die Woche war viel zu kurz. Alles in allem hatte ich wirklich viel Spaß und habe auch sprachlich sehr viel gelernt. Ich hoffe, ich kann das eines Tages wiederholen.